Fachberatungsstelle für Sexarbeiterinnen in Schleswig-Holstein

Orientierungsberatung zu Erwerbstätigkeit und Selbstständigkeit


Die Fachstelle für Sexarbeiterinnen besteht im Frauennetzwerk seit 2015 und wendet sich mit ihrer Beratung an Sexarbeiterinnen in Schleswig-Holstein mit Fragen im Kontext von Arbeit und selbstständiger Tätigkeit.

Die Dienstleistungen von Sexworkern werden in Deutschland täglich von zahlreichen Kund*innen in Anspruch genommen, doch die Dienstleistenden sind häufig stigmatisiert und erfahren gesellschaftliche und strukturelle Benachteiligungen im alltäglichen Leben. Wir setzen uns für die gesellschaftliche Teilhabe von Sexarbeiterinnen auf dem Arbeitsmarkt und den Abbau von Diskriminierungen ein.

Akzeptierende Haltung

Sexarbeit ist nach unserer Auffassung eine sexuelle Dienstleistung, die im Einvernehmen zwischen Erwachsenen stattfindet. Wir unterstützen Sexarbeitende in unserer Beratungstätigkeit, dieser selbstgewählten und 
–bestimmten Arbeit nachgehen zu können.

Der Zwang zu sexuellen Handlungen ist keine Sexarbeit und steht unter Strafe. Diese Bereiche sind stark voneinander zu trennen. Die Ausbeutung und Gewalt an Frauen muss weiter bekämpft werden. Werden wir in unserem Beratungskontext mit Menschenhandel oder Zwangsprostitution konfrontiert, verweisen wir auf die mit uns kooperierenden Organisationen, die in diesem Bereich Expertisen haben.

Themen und Coaching

Wir beraten kostenfrei, anonym, vertraulich und akzeptierend.

Wir beraten zu den folgenden Themen

  • Voraussetzungen für die selbstständige Arbeit
  • Soziale Absicherung für Selbstständige
  • Berufliche Orientierung
  • Aufbau von eigenen Netzwerken
  • Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen
  • zum Überblick über Finanzen und Schulden
  • bei behördlichen Fragen

Wir coachen Sexarbeiterinnen bei

  • Fragen zur Anmeldung beim Landesamt für soziale Dienste, beim Finanzamt oder Elster und eventuell Gewerbeamt
  • der Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben
  • der Erstellung eines Kassenbuchs

Wir bieten außerdem einen niedrigschwelligen Deutschkurs und einen Café-Treff für Sexarbeiterinnen an.

Viele Menschen in der Sexarbeit weisen eine Migrationsgeschichte auf, weshalb sie oft über wenige Deutschkenntnisse verfügen. Gerade in der selbstständigen Tätigkeit ist es wichtig, Deutsch zu verstehen und schreiben zu können, um beispielsweise die Steuererklärung zu machen oder mit anderen Behörden zu kommunizieren. Durch unseren praxisnahen Deutschkurs unterstützen wir Sexarbeitende dabei, ihren Beruf eigenständig und selbstbestimmt nachgehen zu können.

Der Café-Treff dient dazu, dass Frauen einerseits in unseren Räumlichkeiten einen Schutzraum erhalten, in dem sie sich über ihre Arbeit oder ihr Leben austauschen können. Andererseits forcieren wir damit die Vernetzung der Sexworker untereinander, damit sie starke soziale Netzwerke aufbauen können.

Vernetzung

Das Frauennetzwerk setzt sich aktiv für die Entstigmatisierung der Sexarbeit in der Gesellschaft ein. Durch unsere Beratungen erkennen wir Problemlagen bezüglich der prekären Lebens- und Arbeitslagen von Frauen in der Sexarbeit und treiben die Verbesserung auf politischer Ebene stetig voran. Dafür vernetzen wir uns mit Institutionen und politischen Akteur*innen, um neue Strukturen für Menschen in der Sexarbeit zu schaffen. Damit sollen vor allem die soziale Absicherung gewährleistet und die selbstbestimmte Ausübung der Sexarbeit erleichtert werden. Die Sensibilisierung für das Thema Sexarbeit in der Gesamtgesellschaft hat in unserer Tätigkeit eine hohe Priorität. Deshalb führen wir Veranstaltungen durch, leiten den Runden Tisch zu Sexarbeit in Kiel und nehmen an den themenspezifischen Runden Tischen in Flensburg und Lübeck teil. Zudem sind wir Mitglied im bufas, dem Bündnis der Fachberatunggstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter e.V. auf Bundesebene.

 

Die Fachstelle für Sexarbeiter*innen in SH wird vom Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e. V. getragen und vom Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein finanziert.

In Kooperation mit