Szenische Lesung, Podiumsdiskussion, anregende Gespräche und Disco – ein vielfältiges Programm prägte die Veranstaltung zum zehnjährigen Bestehen der Fachstelle für Sexarbeiterinnen in Schleswig-Holstein. Der rote Salon in der Kieler Pumpe wurde am 5. Juni zu einem Ort, an dem die Arbeitssituation von Sexarbeiterinnen ins Licht rückte.
Stefanie Kohlmorgen, Leiterin der Fachstelle, erläuterte, dass die Diskriminierung von Sexarbeitenden trotz langjähriger Sensibilisierung noch immer fortbestehe. Die Fachstelle berät im Auftrag des Ministeriums für Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein Sexarbeiterinnen zu Themen wie soziale Absicherung, Finanzen und berufliche Orientierung.
„Sie sind ein wichtiger Teil unseres sozialen Netzes“, betonte Saskia Pagell, Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung des Sozialministeriums des Landes Schleswig-Holstein. Sie freue sich auf „viele Jahre weiterer guter Zusammenarbeit“.
Gemeinsam mit den rund 50 anderen geladenen Gästen erlebte sie die szenische Lesung von Michelle Stoop und ihrem Team mit dem Titel „Wer erfolgreich sein will in der Sexarbeit, muss gut schnacken können“. Entsprechend diesem Titel zeigten die Schauspielerinnen Alina Hidic und Antonia Sandrock in der multimedialen Performance, dass Sexarbeiterinnen über eine ganze Palette an sozialen Kompetenzen verfügen.
Unterhaltsam, informativ und redegewandt führten Julia Bousboa und Ivy Wollandt vom Verband „Der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein“ durch das Programm. Sie leiteten auch die Podiumsdiskussion, die unter der Überschrift „Von Tabu zu Talent – die unterschätzte Kompetenz in der Sexarbeit“ stand und an der Sexarbeiterinnen und Berater*innen teilnahmen. Genannt wurden eine ganze Reihe an Kompetenzen, die in der Sexarbeit wichtig sind, zum Beispiel Empathie, Kundenorientierung, Verhandlungsgeschick, Kreativität, Fingerfertigkeit und Flexibilität.
Die abschließende Frage lautete: „Wie sieht die ideale Welt in Bezug auf den Beruf der Sexarbeitenden aus?“ Sexarbeiterin Jeanette antwortete prompt: „Die Akzeptanz sollte in allen Generationen so groß sein wie in der jüngeren Generation, denn da ist sie viel höher als bei anderen Altersgruppen.“ Für die Sexarbeiterin Dana wäre es eine ideale Welt, „wenn alle Sexarbeitenden freiwillig arbeiten würden und es keine Zwangsprostitution oder Ausbeutung gäbe“. Blade, ebenfalls in der Sexarbeit tätig, meinte: „Wir sind dann am Ziel, wenn wir als normal Arbeitende gelten.“ Dennis Hermann von der Berliner Beratungsstelle für Sexarbeitende „SMART“ hob hervor, dass Sexarbeitende selbst die sie betreffenden Gesetze entwickeln sollten. Und die Beraterin der Fachberatungsstelle für Sexarbeiterinnen in SH, die an das Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V. angedockt ist, Denise Doering, brachte ihren Wunsch in diesen Worten vor: „Die ideale Welt sieht so aus, dass Sexarbeiterinnen bei einer Bewerbung in ihrem Lebenslauf ganz selbstverständlich die Kompetenzen angeben können, die sie als Sexarbeitende erworben haben.“